Goldeimer

Warum wir Goldeimer Klopapier (noch) nicht in Papier eintüten

Illustration einer Klopapier-Rolle vor einem gelben, zweigeteilten Hintergrund - auf der einen Seite ist Plastik-Granulat, auf der anderen Seite Altpapier

Papier ist biologisch abbaubar, wird aus erneuerbaren Rohstoffen gewonnen und kann recycelt werden. Klingt erstmal fantastisch! Ein Gastbeitrag von Katja Hanzl und Maike Wehmeier.

Was muss eine Klopapier-Verpackung können?

Der Sinn einer Klopapier-Verpackung: Das Klopapier sicher zu den Konsumierenden zu transportieren. Nach erfolgreichem Transport ist die Daseinsberechtigung der Packung verbraucht und die Packung wird als Müll gewertet. Die Lebensaufgabe der Verpackung scheint simpel, muss aber folgende Punkte berücksichtigen:

  • Das Klopapier muss beim Transport geschützt werden.
  • Das ganze muss hygienisch verpackt sein.
  • Sie muss günstig sein, damit Klopapier bezahlbar für alle bleibt.
  • Die Entsorgung muss unkompliziert über den Hausmüll funktionieren
  • Sie sollte aus einem Material (sog. Monomaterial) bestehen, damit die Verpackung stofflich recycelt werden kann.
  • Das Material sollte leicht sein, damit beim Transport kein unnötiges CO2 ausgestoßen werden muss.

Plastik in der Natur – eine Ressource, die wir nutzen können

Plastik wird aus fossilen Rohstoffen gewonnen – eine Ressource, die nicht nachwächst. Daher sollte auf den Einsatz von neuem Plastik verzichtet werden. Es wurden bereits Unmengen an Plastik produziert. Plastik kann, wenn es, wie im Falle unserer geplanten Klopapier-Verpackung, nur aus LDPE besteht recycelt werden. Die Qualität des sog. Rezyklates hängt stark mit dem Verschmutzungsgrad der Verpackung zusammen.

Zur Wiederverwertung muss Plastik bis zu einer Recyclinganlage gebracht werden. Das passiert bei vielen Produktverpackungen leider nicht immer. Plastik kann fast überall in der Umwelt gefunden werden. Dieses sogenannte wilde Plastik wollen wir wieder einfangen und nutzen.

Klopapier-Verpackungen werden in den allermeisten Fällen im eigenen Haushalt entsorgt und enden nicht als wildes Plastik in der Umwelt. Anders sieht es bei Verpackungen von Produkten aus, die größtenteils außerhalb der eigenen vier Wände konsumiert oder genutzt werden – wie zum Beispiel Taschentuchverpackungen oder To-go-Becher. Durch das Verwenden von wildem Plastik als Klopapierverpackung wird es zurück in den Kreislauf gebracht, wo es hingehört.

Da wir davon ausgehen, dass die Klopapier-Verpackungen im Kreislauf gehalten werden ist es turbo wichtig, dass die Verpackungen sehr gut zu recyceln sind. Es ist dabei nicht so wichtig, dass diese Verpackungen bioabbaubar sind, da sie in den seltensten Fällen in der Umwelt landen.

Die sieben Leben einer Papierfaser

Papier wird durch Fasern zusammengehalten. Durch Nutzung und Recycling des Papiers verkürzen sich die Fasern. Eine Papierfaser kann nur sieben Mal recycelt werden, bevor sie zu kurz wird zum Recycling. Papier kann also nicht unendlich oft recycelt werden. Das bedeutet, dass zwingend neues Papier produziert werden muss. Die Papierproduktion benötigt viel Landnutzung, um die benötigte Menge an Bäumen zu sichern. Hinzu kommt, dass durch die Digitalisierung in vielen Bereich Papier eingespart wird. Das bedeutet u.a., dass weniger Altpapier zu Verfügung steht. Dadurch wird recyceltes Papier immer teurer.

Eine Packung Klopapier liegt auf Altpapier-Schnipseln

Pure Materialien statt Verbundverpackungen

Damit eine Klopapier-Verpackung aus Papier hergestellt werden kann, muss diese den Hygienestandards genügen und eine gewisse Belastung aushalten. Dünnes Papier müsste für diesen Einsatz beschichtet werden. Nach dem Verpackungsgesetz würde eine solche Verpackung als Verbundverpackung gewertet werden. Die Verpackung müsste dann der Wertstoffsammlung zugeführt werden und wäre somit erstmal nicht mehr als Altpapier zu gebrauchen.

»§3 Begriffserklärung
(5) Verbundverpackungen sind Verpackungen, die aus zwei oder mehr unterschiedlichen Materialarten bestehen, die nicht von Hand getrennt werden können.«

Fakten auf den Tisch

Dünnes Papier bedeutet:

  • Einsatz von Beschichtungen
  • Schlecht recycelbares Verbundmaterial
  • Teurer als Plastikverpackung
  • Größeres Gewicht als Plastikverpackung

Alternativ könnte dickeres Papier genutzt werden. Dickeres Papier bedeutet:

  • Höherer Ressourcen-Aufwand
  • Sehr viel teurer als Plastikverpackung
  • Viel größeres Gewicht als Plastikverpackung

Insgesamt ist die Gefahr eines sog. Komplettverlustes bei Papierverpackungen deutlich höher als bei Plastikverpackungen.

»Komplettverlust, der

Wenn eine Verpackung zerstört wird und der Inhalt dadurch unbrauchbar wird, handelt es sich um einen Komplettverlust. Beispiel: Wenn man mit dem Finger ein Loch in die Verpackung bohrt, die Verpackung reißt und das Klopapier über den Boden rollt, dann darf das Klopapier aus Hygienegründen nicht mehr verkauft werden: Die Verpackung samt ehemaligen Inhalt müssen weggeschmissen werden: Komplettverlust.«

Das liegt vor Allem daran, dass Papier weniger reißfest und dehnbar ist, als Plastik.

Und nun?

Unser Fazit: Plastik ist nicht das Ende der Evolution. Aber gerade ist es schon da. Wir denken, dass wildes Plastik in unseren Klopapier-Verpackungen zur Zeit die beste Verpackungsalternative ist und wir gleichzeitig das Material aus einem Stück Natur holen können, wo es nicht hingehört. Nichts desto trotz können wir es kaum erwarten, das nachhaltige Klopapier-Verpackungsmaterial der Zukunft zu entdecken – was das wohl sein wird?

Zusammenfassung:

Papier

Plastik

Preis

🙁

🙂

Gewicht

🙁

🙂

Recycling

🙂

🙂

Komplettverlust

😥

🙂

in der Umwelt

🙂

😥

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Team-Foto der Goldeimer Mitarbeiter*innen
LKW mit Goldeimer Klopapier

6 Kommentare

Marcello

Toll geschrieben – und zeigt, wie wichtig ganzheitliches Denken losgelöst von “Plastik schlecht, Papier gut” ist.
Vielen Dank!

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