Tanja pinkelt in den Garten

Vom Klo ins Beet: Düngen mit Trockentoiletten-Inhalten

29. Jun 2021 Von Enno Schröder 2 Kommentare

Im Kleingarten sind keine Spülklos erlaubt – nicht nur deshalb sind Trockentoiletten hier sehr beliebt. Mit einem Trockenklo kannst du aus den eigenen Ausscheidungen hervorragenden Dünger herstellen, den du wiederum im Garten als Nährstoffboost für deine Pflanzen verwenden kannst. In unseren anderen Beiträgen haben wir schon erklärt, wie du Trockenklo-Inhalte richtig kompostierst und durch den Fermentationsprozess sogar Terra Preta herstellen kannst. Nun möchten wir dir ein paar Infos an die Hand geben, was du mit den erzeugten Düngern alles machen kannst.

Im Kreis gedacht

Übrigens: Mit diesem Schritt schließt du den Nährstoffkreislauf. Erst hast du gegessen und Nährstoffe aufgenommen, dann (in ein Trockenklo) gekackt und viele wieder ausgeschieden, sie durch die Fermentation und/oder Kompostierung recycelt und jetzt verhilfst du Bäumen und Pflanzen zu Wachstum damit. Wie wunderbar ist das?

Kompost vs. Dünger

Durch das Einarbeiten von Kompost bekommt der Boden nach und nach einen höheren Humusanteil. Dieser ist wichtig für alle Bodenlebewesen wie Bakterien, Algen, Pilze, Asseln oder Regenwürmer – aber auch für die Bodenfruchtbarkeit und die bedarfsgerechte Bereitstellung von Nährstoffen für die Pflanzen. Allerdings wirst du merken, Kompost macht viel aus – aber eben nicht alles. Ebenso wichtig ist es, dafür zu sorgen, dass auch schneller verfügbare Nährstoffe hinzugegeben werden, gerade in der Wachstumssaison. Das heißt im Klartext: Düngen. Zum Beispiel mit deinem eigenen NPK-Dünger aus Urin. Wie du Urin verwertest und als Dünger nutzt, erklären wir dir hier.

Warum Urin mehr kann als du denkst

Urin ist spannend. Frisch ausgeschieden ist er keimfrei und enthält gleichzeitig den Großteil der von uns ausgeschiedenen Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium. Das sind die wichtigsten Pflanzennährstoffe. Man kann also ganz selbstbewusst sagen, dass wir einen flüssigen Volldünger ausscheiden.

In der konventionellen Landwirtschaft und manchmal auch im Kleingartenbereich wird allerdings oft synthetischer, ressourcenschädigender Volldünger verwendet. Nach Berechnungen der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) könnten in Deutschland bei konsequenter Nutzung von kreislauforientierten Sanitärsystemen (wie z.B. dein Trockenklo) 17 - 25 % dieser Dünger ersetzt werden. Motivation genug also, um Trockentoiletteninhalte zu verwerten!

Ein Hinweis vorweg: Damit die Fermentation und Kompostierung sauber ablaufen und eine Hygienisierung stattfindet, musst du einige wichtige Punkte beachten – all das kannst du in unseren Beiträgen (Fermentation & Kompostierung) genau nachlesen. Unsere Empfehlung ist es, nur Zierpflanzen und Obstbäume und -sträucher so zu düngen.

Ich habe gepinkelt – und nun?

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, Urin 6 Monate in einem geschlossenen Gefäß, z. B. einem ausgedienten 20 l Kanister, zu lagern. Das Enzym Urease sorgt dafür, dass im Urin ein Abbauprozess startet, bei dem sich der pH-Wert in ein basisches Milieu verschiebt. Falls dein Urin Keime enthalten sollte, werden diese abgetötet, da sie im basischen pH-Bereich nicht überleben können. Ist der Personenkreis der Urinspender*innen bekannt und gesund, dann kann Urin auch kürzer gelagert oder in verdünnter Form direkt ausgebracht werden.

Es gibt zwei Möglichkeiten, Urin zu sammeln und zu verwerten – je nachdem, welche Variante du wählst, hast du zwei unterschiedliche Endprodukte, die du unterschiedlich einsetzen kannst. Beide sind klasse.

Goldeimer Trenneinsatz »Basic« & »Premium«

Variante 1: Urin pur

Wenn du den Urin pur z.B. in einem Trenneinsatz sammelst, fülle ihn in einen geschlossenen Kanister und lagere ihn mindestens 6 Monate – wie oben beschrieben. Mit einer Fermentation vermeidest du Ammoniakbildung und verbesserst den Dünger. Und das geht so: Für 1 l Urin mischst du 30 g Zucker oder Sirup mit 30 g (ca. 2 EL) Goldeimer »EMs«. Zuerst füllst du den Zucker und die »EMs« in den Kanister, dann gibst du nach und nach Urin hinzu und vermischst alles. Durch die Fermentation enthält der Urin mehr Stickstoff in pflanzenverfügbarer Form und wird so ein besserer Dünger. Wenn die Fermentation gelingt, riecht es leicht säuerlich. Läuft etwas falsch, riechst du einen stechenden Uringeruch. Mit etwas mehr von dem Sirup-EM-Gemisch kannst du nachbessern.

Variante 2: Urin mit Einstreu

Wenn du den Trenneinsatz z.B. mit Goldeimer »Kackpulver« gefüllt hattest und dieser nun vollgepischert ist, kannst du den Inhalt einfach auf deinen Kompost geben. Zur Hygienisierung muss das Gemisch mindestens 6 Monate kompostiert werden. Die angereicherte Pflanzenkohle ist ein wunderbarer Zuschlagstoff für die Kompostierung – dein fertiger Kompost wird also einen höheren Nährstoffgehalt aufweisen.

Ab in den Garten!

Pipi-Dünger nutzen

Wenn du Urin in flüssiger Form gesammelt hast, kannst du während der Wachstumssaison düngen. Dafür solltest du den Urin im Verhältnis 1:20 mit Wasser verdünnen und dann mit der Mischung alle 2 Wochen gießen. 4 Wochen vor der Ernte solltest du nicht mehr mit Urin düngen.

🕙 Alle zwei Wochen, bis 4 Wochen vor Ernte
🌱 20 l Wasser, 1 l Urin

Mit Kompost die Beete vorbereiten

Bevor es im Frühjahr losgeht – ungefähr zwei Wochen vor Aussaat bzw. Pflanzbeginn – sollte dein Kompost ausgebracht und in den oberen 5 cm des Bodens eingearbeitet werden. Wenn du die Inhalte aus deinem Trockenklo ohne Fermentation kompostiert hast, kannst du bis zu 8 l pro Quadratmeter ausbringen. Bei Kompost mit Beimischungen aus der Fermentation oder Urin-getränktem Goldeimer »Kackpulver« reicht schon die Hälfte. Wenn du Urin in flüssiger Form gesammelt hast, kannst du (nach der Einarbeitung des Kompostes in den Boden) zusätzlich pro Quadratmeter Bodenfläche ca. 1 - 5 l unverdünnten Urin ausbringen.

Der Kompost neutralisiert einen Teil der Gerüche des Urins, es kann aber sein, dass du bis zu 14 Tage lang ein bisschen Pipigeruch in der Nase hast. Wenn sich das legt, ist der Urin mineralisiert und die Pflanzung oder Aussaat kann beginnen.

🕙 Einmalig, 14 Tage vor Pflanzbeginn bzw. Aussaat
🌱 3 - 8 l Kompost, 1 - 5 l Urin pro Quadratmeter

Disclaimer

Bitte beachte, dass in Kleingärten die Nutzung von flüssigem Urin i.d.R. nicht gestattet ist. Die Kompostierung von mit Urin angereichertem »Kackpulver« ist von dieser Beschränkung allerdings nicht betroffen. Ebenfalls beachte bitte, ob deine Kleingartenanlage in einem Wasserschutzgebiet liegt. Hier ist eine Anwendung eines Trockenklos grundsätzlich nicht gestattet. Ggf. gelten zusätzlich andere Regelungen von deinem Verein, dem Landesbund oder von behördlicher Seite. Diese sind natürlich vorrangig zu beachten. Diese Angaben sind grobe Orientierungen. Es gilt, ebenfalls die Bodenfruchtbarkeit, den Grad der Nährstoffversorgung in deinem Garten und natürlich die anzubauenden Pflanzen in die Düngeentscheidung einzubeziehen.

Platz für Meinungen & Fragen



2 Kommentare

Manuel

@Angelika: Ja, steht ziemlich am Anfang des Artikels:

“Wenn der Personenkreis der Urinspender*innen bekannt und gesund ist, dann kann der Urin auch kürzer gelagert oder in verdünnter Form direkt ausgebracht werden.”

LG

Angelika

Kann man Urin mit Wasser Zusammen mischen und dann damit Pflanzen Gießen?

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