Im Januar 2024 hat Tanja aus dem Goldeimer-Team unsere Partner*innen von Mosan am Atitlán-See in Guatemala besucht. Hier entwickelt und betreibt das Team um Gründerin Mona kreislauforientierte Sanitärsysteme. Ein Reise- und Erfahrungsbericht über unzureichende Sanitärversorgung, das Potenzial von Pflanzenkohle und das Blau des Sees.
Es geht eine leichte Brise. Die Luft ist klar, noch kühl, aber die Sonne kündigt die Mittagshitze mit ihren ersten warmen Strahlen schon an. Wir stehen auf dem Steg, vor uns warten die Boote im Wasser auf die ersten Passagier*innen. Sie schaukeln ganz leicht, die Wasseroberfläche glitzert. Weites Blau. Am Ende ragen spitze Vulkane durch die Wolken und fügen sich in ein Bergpanorama um den See. Mein Blick schweift langsam von links nach rechts und als ich fast wieder am Steg angekommen bin, bleiben meine Augen an einem weißen Rohr hängen. Es ragt einen halben Meter über dem Wasser aus der Erde, seitlich vom See. Das Wasser fließt in einem malerischen Bogen in den See. Stabiler Strahl. Es ist Abwasser. Vermutlich zum Großteil ungeklärt. Willkommen am Atitlán-See in Guatemala.
Im Januar 2024 haben wir Mosan hier besucht. Mosan ist eine internationale Organisation mit aktuell rund 12 Mitarbeitenden, die kreislauforientierte Sanitärsysteme entwickeln, aufbauen und betreiben. Momentan macht das Team um Gründerin Mona das vor allem hier, in Santa Catarina Palopó am Atitlán-See in Guatemala.
Sanitärversorgung am Atitlán-See
Dieser traumhaft schöne, 130 km² große See im Südwesten von Guatemala ist eine der wichtigsten Frischwasser-Quellen in Mittelamerika. Rund 18 umliegende Gemeinden sind auf das Wasser angewiesen. Täglich werden aber etwa 43 Millionen Liter Abwasser zum Großteil ungeklärt in den See geleitet, weil es keine ausreichende Sanitär-Infrastruktur gibt. Das liegt zum Beispiel daran, dass die Gemeinden sehr schnell gewachsen und entsprechend dicht besiedelt sind und oft an steilen Hängen liegen. Es ist quasi unmöglich, hier nachträglich eine Kanalisation zu bauen. Die Gemeinden kommen mit dem Aufbau essentieller Infrastruktur nicht hinterher. Dazu kommen fehlende finanzielle Mittel. Die Folge: Das Wasser wird kontaminiert.
In der Maya-Gemeinde Santa Catarina Palopó leben rund 1.000 Familien. Nur 24,5% der Toiletten sind hier an das kommunale Abwassersystem angeschlossen. Und von diesen 24,5% wird nur etwa ein Fünftel des Abwassers geklärt – in unzugenügenden Klärwerken. Der Rest sind Latrinen, Klärgruben oder improvisierte Toiletten mit Leitungen, die nicht selten mitten in der Natur oder im See enden. Die Sanitärsituation ist prekär.
Heißer Scheiß: Das Mosan-System
Seit 2018 ist Mosan hier aktiv, um daran etwas zu ändern. Mosan hat in der guatemaltekischen Gemeinde ein Sanitärsystem mit der eigens entwickelten Trockentoilette und einem Rundum-Service aufgebaut und diesen bei Familien und ersten Schulen etabliert. Die Haushalte bekommen eine Mosan-Toilette und lernen, wie die Trockentrenntoilette funktioniert. Regelmäßig sammelt Melvin aus dem Mosan-Team die vollen Eimer in der Community ein und bringt sie in die selbst-entwickelte Pyrolyseanlage, in der die Fäkalien zu wertvoller Pflanzenkohle verköhlern. Diese wird anschließend noch mit Urin angereichert. Die angereicherte Pflanzenkohle wird dann in der lokalen Landwirtschaft als Dünger genutzt und so landen die Nährstoffe wieder im Boden und helfen den Pflanzen beim Wachsen – Kreislauf geschlossen. Die Pflanzenkohle ist nicht nur ein wertvoller Dünger, sondern hilft auch die Böden zu regenerieren, die poröse Struktur fördert das Wachstum wichtiger Mikroorganismen und speichert Feuchtigkeit – ein wertvolles Produkt für das tropische Klima.
Das Mosan-System schützt nicht nur die Umwelt und vermeidet Wasserverschmutzung, es stärkt auch die lokale Wirtschaft und schafft Job-Möglichkeiten. Aufklärung, Bildung und Ko-Kreation spielen dabei eine zentrale Rolle und sind grundlegende Aspekte des Konzepts von Mosan. Wissen und Bewusstsein fördern, Lösungen zusammen entwickeln. Alle Mosan-Produkte wurden gemeinsam mit lokalen Communities entwickelt und sind besonders auf urbane Herausforderungen angepasst.
Wir lieben Kreisläufe
Mit Goldeimer setzen wir uns für eine nachhaltige und zukunftsfähige Sanitärversorgung ein. Das bedeutet, dass wir Zugang zu Sanitäranlagen schaffen und Lebensbedingungen von Menschen verbessern wollen – aber nicht mit wasserverschwendenden Spültoiletten, sondern mit Trockentoiletten und kreislauforientierten Sanitärsystemen. Mosan ist genau so ein System – mit einem Team dahinter, das unsere Vision und Werte teilt. Seit 2023 unterstützt Goldeimer die Arbeit von Mosan finanziell. In Zukunft wollen wir noch enger zusammenarbeiten.
“Mosan und Goldeimer sind zwei unterschiedliche Organisationen in zwei Ländern mit zwei Kulturen – und doch haben wir viele Gemeinsamkeiten. Vor allem verbindet uns die Leidenschaft, Kreisläufe zu schließen”, sagt Mona Mijthab, Gründerin und Direktorin von Mosan.
Es war unheimlich spannend und eine große Freude, das Team von Mosan nun endlich persönlich kennenzulernen und ihnen über die Schulter zu blicken. Danke für eure Gastfreundschaft!
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