WOHIN SPÜLEN WIR UNSERE FÄKALIEN?
Unser Kot enthält sehr viele Nährstoffe, die Pflanzen zum Wachsen benötigen. Mit jeder Spülung mischen wir diese mit dem Wasserkreislauf, nur um den Transport zu gewährleisten. Kläranlagen sorgen mit viel Energie dafür, dass Wasser und Fäkalien wieder voneinander getrennt werden. Dies gelingt nie vollständig. Übrig bleiben verunreinigtes Trinkwasser und die Reste unserer Fäkalien als ein Abfallprodukt. Ein Abfallprodukt, das nicht weiter nutzbar ist.
Geschätzt werden bei 82 Millionen Einwohner*innen in Deutschland und einer durchschnittlich ausgeschiedenen Menge Scheiße von 50 kg pro Person pro Jahr, circa 4,1 Millionen Tonnen Kot entsorgt. Kot, der zu Erde kompostiert den Stoffkreislauf schließen würde und zur Sicherung beziehungsweise Stabilität des Bodens beitragen könnte (Schremmer, 2013). Würde es gelingen, sämtlichen Urin in Deutschland separat zu sammeln und in den Nährstoffkreislauf zurückzuführen, könnten damit 17 % der synthetischen Stickstoffdünger, 21 % der Mineraldünger aus Rohphosphat und 25 % der Kalimineraldünger ersetzt werden (Ö-Klo GbR & Augustin, 2017).
Da die in unserem Stuhl enthaltenen Nährstoffe nach der Behandlung in Kläranlagen größtenteils in Fließgewässern entsorgt oder verbrannt werden, finden sie den Weg an ihren Ursprungsort nicht zurück. Der Nährstoffkreislauf auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ist unterbrochen und wird mit chemischen Düngemitteln künstlich geschlossen.
WAS HAT UNSER SANITÄRSYSTEM FÜR KONSEQUENZEN?
WIE WOLLEN WIR DAS SANITÄRSYSTEM VERBESSERN?
GOLDEIMER – WAS MACHT IHR MIT DER SCHEISSE
- Besucher auf einem Festival nutzen unsere Goldeimer. Anstatt mit Wasser zu spülen, werden duftende Hobelspäne in die Goldeimer gestreut.
- In den Sammelgefäßen unter den Toiletten landen sowohl Urin und Kot, als auch die Hobelspäne. An der tiefsten Stelle der Sammelgefäße wird der Urin abgeleitet und über eine Sammelleitung in einem Tank gesammelt. Der Urintank wird von Saugwagen entleert und in konventionellen Kläranlagen behandelt.
- Die Feststoffe werden in Containern gesammelt und dann von einem LKW zu einer Kompostieranlage gefahren. Dort wird die Biomasse aus den Goldeimer Toiletten mit etwa der doppelten Menge an Grünschnitt und Strukturmaterial vermischt und zu länglichen Komposthaufen – sogenannte Mieten aufgeschüttet. Als Strukturmaterial werden z.B. kleinere Äste, trockene Blätter oder Stroh verwendet, die dazu dienen, das genügend Lufträume in der Miete vorhanden sind, damit die Mikroorganismen, die die Kompostierung erledigen auf genügend Luft zum atmen haben.
- Durch die Arbeit der Mikroorganismen steigt die Temperatur in einer Miete auf über 70 °C. Wenn nach einiger Zeit nicht mehr ausreichend frische Nahrung vorhanden ist und auch die Versorgung mit Luft schlechter wird, sinkt die Temperatur. Damit die Temperatur nun wieder ansteigt, muss die Miete gewendet werden. Es werden so neue Lufträume geschaffen und je nach Bedarf auch noch frischer Grünschnitt bzw. Strukturmaterial untergemischt. Die Temperatur steigt dann wieder auf über 70 °C.
- Wenn die Temperatur nun nach ein paar Wochen wieder sinkt ist der Kompost reif. Er kann dem Boden zugeführt werden und ihm so wertvolle Nährstoffe zurückgeben, die die Grundlage für nachfolgendes Pflanzenwachstum ist.
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